Wie wichtig ist die Rahmengeometrie beim Fahrrad?
Noch vor wenigen Jahren hat sich kaum ein Fahrradfahrer über die Rahmengeometrie des Fahrrads Gedanken gemacht. Dabei entscheidet sie maßgeblich darüber, wie bequem sich auf dem Rad sitzen und fahren lässt. Die Geometrie des Rahmens sollte optimal zum Fahrer passen und wird bestimmt durch das Zusammenspiel von Rahmenhöhe, Sitzhöhe, Rahmenlänge und weiteren Faktoren.
Passende Rahmengeometrie für die Fahrweise des Radlers wichtig
Auch das gewünschte Fahrverhalten des Rades sowie die favorisierte Fahrtechnik (Rennfahren, Mountainbiking usw.) spielen eine Rolle bei der Auswahl eines möglichst idealen Rades mit perfekter Rahmengeometrie. Ist das Rad in seiner Bauweise nicht optimal auf den Fahrer ausgewählt und auf dessen Fahrweise abgestimmt, führen Fehlhaltungen zu einer unbequemen Sitzposition, erschweren das Pedalieren und lösen Schmerzen und Muskelkater aus.
Zudem lässt sich bei einer schlecht ausgewählten Rahmengeometrie für Sportler keine maximale Leistung erzielen. Des Weiteren sorgt eine ungünstige Sitzposition für eine schnellere Ermüdung. Erfahren Sie hier, worauf es bei der Geometrie des Fahrradrahmens zu achten gilt und was bei der Rahmenwahl der verschiedenen Fahrradtypen wichtig ist.
Je öfter man fährt, umso wichtiger die Rahmengeometrie
Gewiss lässt sich die Bedeutsamkeit der Rahmengeometrie daran messen, wie häufig und intensiv man sich auf dem Fahrrad bewegt.
Gelegenheitsradler, die nur äußerst selten und hauptsächlich kurze Strecken auf dem Rad zurücklegen, kommen durchaus mit einem grob passenden Rahmen und halbwegs passenden Einstellung von Sattel und Lenkung zurecht.
Wer jedoch mit großer Freude häufig und viel mit dem Rad unterwegs ist, benötigt ein Fahrrad, das möglichst körperangepasste Rahmenhöhe, Sitzhöhe und Rahmenlänge für den Fahrer bereitstellt.
Diesen Beanspruchungen sind Fahrradrahmen ausgesetzt
Rahmen sind zahlreichen Beanspruchungen ausgesetzt. Daher kommt es bei der Wahl des Fahrradrahmens nicht nur auf die Passgenauigkeit für den Biker an, sondern vor allem auf eine gute Qualität.
Der Fahrradrahmen muss diesen Beanspruchungen standhalten:
- Druck
- Zug
- Torsion
- Schwingung
- Biegung
Abhängig vom Material, aus dem der Fahrradrahmen hergestellt ist, kommt auch noch Korrosion hinzu, wie es beispielsweise bei einem Stahlrahmen der Fall ist. Rahmen aus Aluminium sind kerbempfindlich. Kratzer können hier schnell zu einem Totalschaden führen, da die Rahmenstabilität beeinträchtigt wird. Kommt zu Spalt- und Spannungrisskorrosion, ist eine Materialschwächung unausweichlich.
Möchten Sie ein Fahrrad kaufen, sollten Sie sich neben den Gedanken um die ideale Rahmengeometrie auch mit der Frage nach dem geeigneten Material des Rahmens beschäftigen.
Bei einem Rennrad steht eine Leichtbauweise im Vordergrund, die schnelles Tempo und gute Stabilität aufweist. Indes kommt es bei einem MTB auf robuste Rahmen an, die trotz unzähliger Sprünge uneingeschränkte Stabilität aufweisen. Es versteht sich von selbst, dass dies bei einem Rennrahmen nicht der Fall wäre.
Grundsätzliches zur Rahmengeometrie bei Fahrrädern
Zunächst einmal unterscheiden sich Fahrradrahmen je nach Fahrradtyp. Häufig verbreitet ist der Rahmen in Diamantbauform. Dieser kommt hauptsächlich bei Herrenrädern vor und weist eine hohe Rahmenstabilität auf.
Fahrräder mit Diamantrahmen
Klassisch ist der Fahrradrahmen mit Durchstieg, der häufig als Damenrahmen bezeichnet wird. Vorteil bei dieser Rahmengeometrie ist hauptsächlich darin zu sehen, dass der Aufstieg auf´s Fahrrad erleichtert wird. Bekannt für diese Rahmenform ist insbesondere das Hollandrad mit einem sehr niedrigen Einstieg.
Fahrräder mit Durchstieg
Fahrradrahmen mit Durchstieg haben parallel zum Unterrohr ein verlaufendes Oberrohr, welches die Rahmenstabilität erhöht. Dennoch neigen Fahrräder mit Durchstieg zum Rahmenflattern, weshalb sie im Radsport und im Breitensport deutlich seltener zum Einsatz kommen, als Räder mit Diamantrahmen.
Weitere Rahmenformen
Neben speziellen Rahmen für Kinder- und Jugendräder fahren Erwachsene oft auch Rahmen mit Federungssystemen. Hier sind in spezielle Fahrradrahmen Stoßdämpfer integriert, wie es bei MTB und Trekkingbikes üblich ist.
Tritt- und Schrittfreiheit
Die Konzeption der Rahmengeometrie entscheidet darüber, wie sicher sich jedes Fahrradfahren gestaltet. Ein kurzer Rahmen kann die Gefahr bergen, dass beim Lenken die Fußspitze das Vorderrad berührt und es schneller zu Stürzen kommt. Längere Rahmenaufbauten gewährleisten mehr Fußfreiheit und reduzieren die Sturzgefahr.
Bei häufigem Auf- und Absteigen bei Fahrten mit Diamantrahmen ist eine ausreichende Schrittfreiheit notwendig. Zwischen Oberrohr und Schritt des Radfahrers sollte eine Freiheit von 3-5 Zentimeter gewährleistet sein. Für Geländeräder wird etwa die doppelte Schrittfreiheit empfohlen.
Richtige Rahmenlänge – stützt Rückenmuskulatur und Oberkörper
Die Rahmenlänge beeinflusst die geneigte Sitzposition und streckt den Rücken in seiner natürlichen S-Form. Dies ist wichtig, um der Rückenmuskulatur eine denkbar günstige Position zu verschaffen und um den Oberkörper ausreichend halten zu können.
Die durch die richtig ausgewählte Rahmenlänge positiv geförderte Sitzposition aus dem Fahrrad bewirkt zudem eine reduzierte Druckbelastung für Hände und Arme signifikant. Der Kopf muss bei einer guten Sitzposition nicht zu sehr in den Nacken gedrückt werden. Während dem Radfahren sollte der Kopf nicht überstreckt werden. Ideal ist es, wenn der Kopf als Verlängerung zur Halswirbelsäule gehalten wird.
Nimmt der Radfahrer durch die richtige Rahmengeometrie eine optimale Körperhaltung ein, werden zudem die Schultern weniger durch Stöße belastet. Insgesamt wird also das Radfahren deutlich komfortabler und die Belastung für den Körper geringer.
Optimale Sitzhöhe für ermüdungsfreies Radfahren
Für das ermüdungsfreie Radfahren ist maßgeblich die korrekte Sitzhöhe verantwortlich. Bei zu niedrigem Sattel wird das Pedalieren anstrengend und führt mittel- bis langfristig zu massiven Knieproblemen. Ebenso werden die Gelenke im Fuß übermäßig beansprucht, wenn die Sattelhöhe nicht optimal eingestellt ist.
Optimal ist die Sattelhöhe, wenn das Pedal auf seinem tiefsten Standpunkt mit der Ferse erreicht wird, während das Bein gestreckt ist. Eine Verkürzung des Abstands zwischen Sattel und Tiefpunkt des Pedals sollte keinesfalls vorgenommen werden. Allenfalls kann der Sattel weiter nach oben gestellt werden, um den Abstand zu vergrößern.
Ist der Fahrradrahmen zu klein gewählt, kann es durchaus vorkommen, dass der Sattel nicht in die benötigte Höhe gebracht werden kann. Zwar lässt sich die Sattelhöhe bei allen Fahrrädern in einem gewissen Maß individuell auf den Radfahrer einstellen. Allerdings kann eine optimale Abstimmung nur dann erzielt werden, wenn die Rahmengeometrie die dafür notwendigen Rahmenbedingungen bietet.
Bei Fahrradrahmen auch auf Höhe des Tretlagers achten
Ob man bei richtigem Sattel-Pedal-Abstand noch den Boden mit den Füßen berühren kann, hängt indes von der Rahmengeometrie ab. Ausreichend ist es, wenn die Fußspitzen gerade so den Boden berühren. Entscheidend ist hierbei, in welcher Höhe das Tretlager sitzt und wie die Geometrie des Rahmens bei einem Fahrrad konzipiert ist.
Bei optimaler Rahmengeometrie ist „runder“ Tritt gewährleistet
Stehen Körper des Radlers und die Rahmengeometrie in einem guten Einklang, lässt sich ein „runder“ Tritt sicherstellen. Dabei ist der Bewegungsablauf beim Pedalieren gleichmäßig in den Auf- und Abwärtsbewegungen. Bei dem Aufwärtsbewegen werden Fuß und Bein aktiv nach oben gehoben, wodurch die kontinuierliche Bewegungsabfolge hinsichtlich des Energieverbrauchs maximal effizient wird.
Runder Tritt schont Körper
Das „runde“ Treten schont den Körper, der bei idealer Trittfrequenz geschwindigkeitsunabhängig immerhin 80 – 100 Pedalumdrehungen pro Minute zu leisten hat. Die schnellere und leichtere Trittfolge belastet den Körper weitaus weniger, als langsamere und kraftvollere Tretabfolgen.
Richtiger Fahrradrahmen: Mehr Effizienz beim Pedalieren
Das richtige Treten sollte im Idealfall mit einer ordentlichen Sitzposition einhergehen, die, wie bereits erwähnt, auch durch die Rahmengeometrie sowie Sitzhöhe, Rahmenhöhe und Rahmenlänge zum größten Teil vorgegeben wird. Je günstiger ein Radfahrer auf seinem Fahrrad sitzt, umso besser gelingt es ihm, seine Kraft über die Pedale ins Tretlager zu bringen. Darüber hinaus kann das Pedalieren durch die richtigen Fahrradschuhe gefördert und etwaige Fehlstellungen korrigiert werden.
Auch die richtige Haltung beim Sitzen ist überaus wichtig. Bei einer Oberkörperneigung von etwa 15 bis 20 Grad sind beste Voraussetzungen für das richtige Pedalieren gegeben. Auch die Stellung des Lenkers spielt dabei eine bedeutsame Rolle.
Durch Körpervermessung richtige Rahmengeometrie finden
Das Verhältnis der Rohrlängen und der Winkel sind eine komplexe Materie und sollte individuell anhand der eigenen Körperstatur ausgewählt werden. Damit man das ideale Fahrrad finden kann, sollte man deshalb insbesondere Vielfahrer eine Körpervermessung vom Fachmann in einem Fahrradshop durchführen lassen.
Durch diese erhält man einen aufwändig errechneten Mittelwert, welche Rahmenmodelle geeignet sind. Rahmengeometrie und individuelle Körpermaße lassen sich so optimal aufeinander abgestimmt kombinieren.
Bei der Körpervermessung zur Bestimmung der optimalen Rahmengeometrie stellt der Fachmann anhand verschiedener Messpunkte fest, welche Rahmenform die richtige ist. Die Körpervermessung dauert nur wenige Minuten und liefert ein zuverlässiges Messergebnis.
Eine solche Vermessung wird inzwischen von vielen Fahrradhändlern vor Ort gegen ein geringes Entgelt angeboten. Sie ist unabhängig vom Fahrradkauf möglich. Oft werden die Kosten für die Körpervermessung beim Neukauf eines Fahrrads auf den Kaufpreis angerechnet.
Von Anfang an auf optimale Rahmengeometrie setzen
Rahmenhöhe und Rahmenlänge lassen sich nach dem Kauf nicht mehr variieren, jedoch kann die Sitzhöhe beim Fahrrad jederzeit korrigiert werden. Die Vermessung des Körpers zur Abstimmung der perfekten Rahmengeometrie lohnt sich deshalb definitiv, wenn das Zweirad oft gefahren wird.
Nutzen Sie die Körpervermessung vor dem Kauf eines neuen Rades, fällt es Ihnen zusammen mit der Beratung vom Fachhändler leichter, ein gut abgestimmtes Fahrrad zu kaufen. Doch letztlich wird nur die Sitz- und Fahrprobe darüber entscheiden, ob das Verhältnis zwischen Fahrrad und Radfahrer stimmig ist.
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